925 Jahre Erinnerung: Zum Totengebet von Rabbiner Benzion Dov Kaplan

Rabbiner Benzion Dov Kaplan sprach das Totengebet; Foto: Peter Ströher (Archiv im Rhein-Kreis Neuss)
Rabbiner Benzion Dov Kaplan sprach das Totengebet; Foto: Peter Ströher (Archiv im Rhein-Kreis Neuss)

An die Verfolgung und den massenhaften Freitod jüdischer Menschen in Wevelinghoven im Zuge des ersten Kreuzzugs 1096 erinnerten am historischen Originalschauplatz zahlreiche Akteure, darunter der Geschichtsverein Grevenbroich und der Kreisheimatbund Neuss.
Das Video vom Totengebet von Rabbiner Benzion Dov Kaplan (Düseldorf) ist über diesen Facebook-Link erreichbar. Gerne können Sie das Video und den Text nutzen und teilen, wenn Sie möchten!

Aw HaRachamim (hebräisch אַב הָרַחֲמִים „Vater der Gnade“ oder „Gnädiger Vater“) ist ein jüdisches Gedenkgebet, das im späten elften oder frühen zwölften Jahrhundert geschrieben wurde, nach der Zerstörung der aschkenasischen Gemeinden rund um den Rhein durch christliche Kreuzfahrer während des ersten Kreuzzuges. Am 24. Juni 2021, 925 Jahre nach dem Pogrom des ersten Volkskreuzzuges in Wevelinghoven, hat der Düsseldorfer Rabbiner Benzion Dov Kaplan das Gebet in Wevelinghoven am mutmaßlichen historischen Ort vor der Motte im Rahmen einer Gedenkfeier gesprochen.
Heute ist Tischa B’Av des Jahres 5781 der jüdischen Zeitrechnung, der jüdische Fast- und Trauertag, an dem der Zerstörung des Tempels in Jerusalem gedacht wird. Der Name des Tages hat seinen Ursprung darin, dass er am neunten Tag des Monats Aw anfällt. Traditionell erinnert der traurigste Tag im jüdischen Kalender an die Zerstörung beider Tempel - erster Tempel 587 v. d. Z. von den Babyloniern, der Zweite Tempel in 70 n. d. Z. von den Römern zerstört. Im Laufe der Zeit ist Tischa B'Av zu einem Symbol für einen Tag der jüdischen Trauer geworden. Das Gebet wird auch heute noch zu diesen Traueranlässen regelmäßig gebetet.
Wir erinnern der Opfer aller antijüdischen Pogrome bei uns, angefangen vom ersten Kreuzzugspogrom in Wevelinghoven bis zu den schrecklichen Novemberpogromen im Jahr 1938 im damaligen Synagogenbezirk Grevenbroich, den alleine über 200 aus dem heutigen Stadtgebiet stammenden Holocaustopfern, aber auch den Übergriffen gegen unsere jüdischen Friedhöfe seit 1945 und jüngst wieder der antisemitischen Pöbeleien und Übergriffe gegen Juden in Deutschland. Nie wieder ist jetzt!
(Ulrich Herlitz, Geschichtsverein Grevenbroich)

Die Erinnerungsfeier fand corona-konform unter freiem Himmel statt; Foto: Peter Ströher (Archiv im Rhein-Kreis Neuss).
Die Erinnerungsfeier fand corona-konform unter freiem Himmel statt; Foto: Peter Ströher (Archiv im Rhein-Kreis Neuss).

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