Historischer Themenabend „Krisenzeit. Die Jahre 1918 bis 1923 in nationaler und regionaler Perspektive“
Zum historischen Themenabend des Archivs im Rhein-Kreis Neuss und des Kreisheimatbundes Neuss konnte die stellvertretende Landrätin Katharina Reinhold über 60 interessierte Besucherinnen und Besucher in der Nordhalle von Burg Friedestrom in Dormagen-Zons begrüßen.
Fachkundige Referenten nahmen in Kurzvorträgen die Krisen vor 100 Jahren unter verschiedenen Perspektiven in den Blick. Themen waren „Die Besatzungsherrschaft im Rheinland“ (Dr. Martin Schlemmer, Landesarchiv NRW), „Die ehemalige Rheinzollfeste Zons in den Krisenjahren 1918 bis 1923“ (Dr. Stephen Schröder und Peter Ströher, beide Archiv im Rhein-Kreis Neuss) und „Krisenverschärfung – Die Ruhrbesetzung 1923 in nationaler Perspektive“ (Georg Mölich, ehemals Landschaftsverband Rheinland).
Ergänzend rezitierte Birgit Wilms eindrückliche historische Quellentexte, unter anderem den Aufruf des Reichspräsidenten und der Reichsregierung zum Abbruch des passiven Widerstandes gegen die alliierte Ruhrbesetzung vom 26. September 1923. Eine andere Art Quelle präsentierte Martin Lambertz vom Archiv im Rhein-Kreis Neuss, nämlich Not- und Inflationsgeld aus dem Gebiet des Rhein-Kreises Neuss. Einblicke in den „Geist der Zeit“ boten eingespielte zeitgenössische Musikstücke, darunter das satirische Stück „Seh’n Sie, darum ist es schade, daß der Krieg zu Ende ist“ von Otto Reutter, der darin Spekulanten und Opportunisten aufs Korn nahm.
Der gemeinsame historische Abend bildete den Kern des diesjährigen Themenschwerpunktes des Kreisheimatbundes Neuss „Krisen-Wandel-Chancen“. Am 11. Januar 1923 begann mit dem Einmarsch französischer und belgischer Truppen ins Ruhrgebiet die Ruhrkrise, welche auf Seiten des Deutschen Reiches zum passiven Widerstand sowie zur Hyperinflation und letztlich zum Zusammenbruch der Währung führte. Vor allem deshalb gilt 1923 in der Erinnerungskultur als das deutsche Krisenjahr schlechthin. Die spürbaren Preissteigerungen in Folge des Krieges in der Ukraine seit 2022 verleihen dem Jahr 1923 genau ein Jahrhundert später eine bemerkenswerte und durchaus unangenehme Aktualität. Dass Krisen und Herausforderungen in Geschichte und Gegenwart aber auch die Chancen enthalten, Neues zu schaffen und gestärkt in die Zukunft zu blicken, betonte Beate Pricking, Präsidentin des Kreisheimatbundes, im Schlusswort dieser gelungenen Veranstaltung.